Der Virtuose vom Times Square

Zweite version 60 minuten

Einakter von Eduardo Quiles
übersetzt von Dagmar Grunewald

Person: Reynaldo Cossa
und seine Gesprächspartner

Die Bühne ist fast leer, mit Hilfe von Sprache und Licht wird sichtbar gemacht, wie der New Yorker Asphalt allmählich auf die Personen abfärbt. Hauptsächlich ist es das Licht, das die verschiedenen Atmosphären ausdrückt, die die dramatische Entwicklung des Stückes erfordert.

Reynaldo Cossa:
Glauben Sie mir? Es war, als ob ich im Sturzflug in das schwarze Loch eines Albtraums fiel ... (Pause) Wie sollte ich erkennen, dass in der Welt der Künste ... (Pause) Das hat mir schon meine Mama gesagt, meine Lehrmeisterin, in der Karibik ... (schlägt einen karibischen Rhythmus an). Tanze, mein Sohn, tanze ... (Tut es.) Lass dich nicht von der Melancholie einkriegen ... Sieh, wie das Meer bis ins Dorf leuchtet ... Tanze, mein Sohn, tanze ... Und geh‘ nicht fort aus diesem Leuchten ... Was wird mit dir, wenn du in der New Yorker Bettlerstatistik auftauchst? Komm mir nicht mit Moral, Mama, es gibt nur ein New York, ich werde Saxophon spielen, meine Bilder zeigen, meine Lieder herausbringen ... Du bist ein Träumer, Reynaldo, du spielst Andy Warhol ... Und warum nicht, alte Dame? (Lächelt) Heute, hochverehrtes Publikum, große Retrospektive von Reynaldo Cossa im MoMA... Reynaldochen, vergisst du vielleicht, dass New York etwas von einem Raubvogel hat, der die Träume zerstört? Was für Sachen die Mütter reden ... (Seufzt) Seitdem sind Jahre vergangen ... Ich kam als Illegaler und ging in die Cafés des Village, meine Lieder verkaufen ... Freunde, rafft euch auf, lest das Gedicht des Tages ... legt euer Geld in Lektüre an, es erleichtert ... Und eines Morgens, heute morgen, hat mich das Schicksal auf die Tagesordnung gesetzt... (ernst) Das ist ein Überfall, gehen Sie weiter... (Pause) Ich konnte es nicht glauben! Haben Sie mich nicht gehört? Was haben Sie gesagt? Er lächelte: das ist ein Überfall ... Mitten auf der Fifth Avenue? Machen Sie sich keine Gedanken, das ist ein Überfall. Mittags? Im Herzen von Manhattan? Lenken Sie nicht ab, das ist ein Überfall ... (Pause) Ich betrachtete meinen Straßenräuber, ohne mit der Wimper zu zucken, gerade als ein Unbekannter sich zwischen uns beide drängte ... (Pause) Mein Herr, geben Sie mir etwas, damit ich zu McDonalds gehen kann... Wer sind Sie, mit einer Hahnenfeder am Hut? Ein Weltenbummler ... Das Geld, das ich hier habe ... Was?... Ich kann es nicht nach meinem Belieben verwenden .... Warum? Sagen Sie es ihm, sagen Sie ihm, dass meine Freiheit mit einer Hypothek belastet ist. Das ist ein Überfall. Sind Sie sich darüber im Klaren? Ein Hamburger würde mich von meiner Lebensangst befreien. Kann ich diesem kraftlosen Magen helfen? Ich werde Ihnen ein paar Dollar geben ... auf seine Rechnung. (Pause) Wir sind wieder allein ... Allein? Sicher, dass das ein Überfall ist? ... Brauchen Sie einen Notar, der das beurkundet, Herr ...? Reynaldo Cossa, zu Diensten ... (Pause) Sicher, dass das Ihr wirklicher Name ist? Und Sie, glauben Sie nicht, dass Sie ein großes Risiko eingehen? Zum Beispiel? Ich weiß nicht ... Ich könnte anfangen zu schreien ... Auf der Fifth Avenue herrscht solch ein Krach. Versuchen Sie es ... Erlauben Sie es mir? Versuchen Sie es. Ich werde es tun. (Pause) Sie, ja Sie, mein Herr, der Sie vorbeigehen, hören Sie? Ich werde überfallen ...(Pause) Thanks very much. (Pause) Hallo, meine Dame, bleiben Sie einen Augenblick stehen, ich werde ausgeraubt ...(Pause) Oh, thanks very much. Ich habe gesagt, dass ich ausgeraubt werde. Thanks very much (Pause) Schade um Ihre Stimmbänder ... Zum Teufel, hören Sie auf zu schreien und genießen Sie die Brise vom Hudson, sie lädt zum Spazieren ein ... (Pause) Und dieser andere Penner da, was zum Teufel tut er? Sie werden schon sehen. Er angelt ... Mitten auf einer öffentlichen Straße? Da ist ein Dollar im Gully ... Er angelt! Wirklich ein goldiger Tag zum Angeln. Möchten Sie etwas? Nein. Nur, dieser Herr hier raubt mich gerade aus. Ruhe! Ein Dollar ist ein großer Fisch, der entwischen könnte ... Petri Heil, mein Herr! (Pause) Soll ich Ihnen etwas beichten? Dieser Überfall hat mich so mitgenommen, dass ich ganz trockene Lippen habe ...Soll ich Sie zu einem Glas einladen? Ich raube Sie aus und Sie laden mich zu einem Glas ein? Na, schließlich ... aber nur eines und schnell, ja? (Stellt den Koffer wie eine Theke auf.) Was nehmen Sie? Mir ist die Spucke weggeblieben, dieser Herr hier ist ein ausgezeichneter Langfinger, ein Künstler in seinem Fach, er wird mich ausrauben ... Ich habe lediglich gefragt, was Sie haben möchten ... Whisky, und der Herr Straßendieb nimmt was? Tomatensaft ... Der Passantenräuber nimmt ... Ich habe es gehört, mein Herr, ich bin nicht schwerhörig, ich gehe aufs Konservatorium Clarinete McKay ... (Pantomime des Trinkens, die Theke wird wieder auseinander genommen.) Wieder auf der Straße. Ja, schon wieder, Herr Cossa. (Zeigt eine Nelke.) Mein Herr, Rosen, Magnolien, Lilien, Vergissmeinicht?... Ich liebe Blumen, wirklich, aber ich werde gerade ausgeraubt und kann nicht ... Oh, mein Herr, mit einer Blume in der Hand ist das Leben ein Fest ... Und wenn ich Ihnen verrate, dass das Leben ein einziges Ausplündern ist? Hören Sie auf die Blumenhändlerin: Mit einer Nelke im Knopfloch träumen sogar die Raubvögel aus der Bronx von Mozart ... Hm! Kann ich Ihnen eine Nelke kaufen? Wie viel kostet sie? Einen Dollar. Darf ich? Ich werde diesen Dollar bezahlen. Ich will nicht, dass Sie auch nur einen Cent aus Ihrer Tasche anrühren, die ist jetzt meine. (Pause) Reynaldo Cossa, seitdem ich angefangen habe, Sie auszurauben, geben Sie unaufhörlich Geld aus. Jetzt bin ich an der Reihe ... Was meinen Sie? Sie haben einem Parasiten einen Almosen gegeben, einen Whisky getrunken, Blumen gekauft ... Immer mit Ihrer Erlaubnis. Ach, ja? Hilfe! Machen Sie keinen Fluchtversuch, Sie riskieren Kopf und Kragen ... (Kommt furchtsam zurück.) Gut. Sparen wir also ... Kommen Sie, gehen wir in diesen kleinen Laden ... (Pause) Was wünschen Sie? Was kostet der perlgraue Anzug, den die Schaufensterpuppe trägt? 600 Dollar. Das ist... sündhaft teuer... Sehen Sie, mein Herr, er ist aus reiner Schurwolle ... Haben Sie nicht einen aus Synthetik? Hören Sie das? Schurke! (Pause) Wo gehen wir hin? Zur Diamond Row. Einverstanden, Herr ... Herr? Valdés, Chino Valdés.. Der neue Anzug steht Ihnen gut, Chino Valdés ... und wenn man es recht bedenkt, haben sie uns einen optimalen Preis gemacht ... (Pause) Sagten Sie Diamond Row? Herr Cossa, was haben wir im Heiligtum der Juwelen verloren...? Gehen Sie weiter. (Pause) Gucken Sie mal, sehen Sie sich diesen Glanz im Schaufenster an ... Der Herr im schwarzen Gehrock mit dem Hut wird Ihnen gern Juwelen verkaufen, und ich, Herr Valdés ... Schurke! (Betrachtet seinen Finger) Der Rubin auf dem Ring funkelt wie ein Regentropfen ... (Pause) Oh, Sie zittern ... So ein Überfall... löst Beklemmungen aus. (Pause) Ein Schrei ... würde mich vielleicht ein wenig erleichtern ... Schreien Sie. Hilfe! Man beraubt mich, Herr Fußgänger ... Thanks very much! Es ist sinnlos, er hat Sie nicht verstanden ... Die Fifth Avenue ist eine Dame von Welt, die es eilig hat ... (Pause) Vielleicht sollten wir einige Gedichte lesen ... Sie wollen hier ein Gedicht lesen? In der New York Public Library? Wenn Sie es genehmigen, würde ich Dichter in New York von Lorca lesen... Gehen Sie weiter. Die Bibliothek wird Ihnen ihre gedruckten Juwelen zeigen. Lassen Sie Ihren Sarkasmus... Vorsicht vor den beiden Löwen, die den Eingang bewachen ... ! (Geht schnell ab, kommt wieder mit einem Buch in der Hand.) Und wieder ... auf dem Asphalt ... haben die Gedichte Ihre Verspannung gelöst? Hilfe! Ich werde überfallen... Thanks very much! Wie hartnäckig Sie sind ...Ich weiß nicht, ob ich weinen oder beten soll ... Hier in der Kathedrale von St. Patrick können Sie beten. Erlauben Sie mir, mich zu sammeln? Wir werden uns geistig sammeln, Bruder. (Summt einen gregorianischen Gesang.) Oh, Vater! Man überfällt mich ... (Segnet ihn.) Im Namen des Vaters ... Vielleicht könnten Sie etwas tun? ... des Sohnes und des Heiligen Geistes ... Im Namen aller Heiligen, helfen Sie mir! ... Störe nicht den Frieden der Heiligen... Vater, der Kerl hier an meiner Seite kriegt es fertig, den Opferstock zu klauen... Fantasierst Du, mein Junge? Der Typ hat mich ausgeraubt, Vater. (Pause) Ohne dich kränken zu wollen, mein Sohn, aber zuerst brauchen wir Beweise ... Beweise? Haben Sie Beweise gesagt? Man darf nicht beleidigen, nicht beschimpfen ... Seien Sie vorsichtig, Vater, Chino hat im Nu ... Du bist ganz durcheinander, verängstigt. Und wer nicht, Vater? Komm her, in den Beichtstuhl. Und warum nicht er? Er ist so mit Sünden beladen, dass er umfällt ... Sei demütig, mein Sohn, erleichtere dein Gewissen. Aber sehen Sie, ich ging so für mich hin auf der Fifth Avenue, als ... Nein, nein, keine Straßenanekdoten, nein, prüfe deine Seele ... Prüfen? Aber ... ja, ich habe Probleme, aber zumindest ging ich auf dem Bürgersteig mit der Seele eines Vögelchens ohne Käfig, als ...Deine Schuld, deine Sünden, ernst, schwer oder verzeihlich? Danach ... also danach hat mich der Chino gerammt und plötzlich gesagt ... Nein, nein, Schluss jetzt, Gewissensprüfung. Ich höre nicht auf, der Chino mit seinem Kaliber 38 ... geh, meditiere und tu Buße am gotischen Altar ... Nehmen Sie sich vor Chino in acht, Vater, er raubt Ihnen Ihre Kleidung und geht mit der Soutane angezogen aus der Kathedrale ...Das Leben ist ein ewiger Überfall, mein Sohn (Beendet seinen Gesang. Pause.) Betreten Sie den Fußboden mit Andacht... Scheint ein Tourist zu sein, der sich vom Rockefeller Center verirrt hat... (Pause) Vielleicht ein paar Atemübungen ... Klar, Junge, ausatmen, einatmen, sehen Sie, wie ich es mache! Sie werden sich besser fühlen. (Plötzlich zeigen Schattenspiele einen Straßenkampf.) Hey, was für eine Sauerei hat dieser Schwarze mit dem Hispano vor? Sie schlagen die Zeit tot. Um Himmels willen, sie kämpfen mit einem Messer in der Hand... Nicht einmischen... Sie werden sich gegenseitig aufschlitzen... Ich habe gesagt, nicht einmischen... Es sind gut aussehende junge Männer, sie haben alle Zeit der Welt, ihren Hoffnungen nachzujagen ...Beachten Sie sie nicht. Aber sie stehen in der Blüte ihres Lebens ... Schweigen Sie. Die Messer blitzen ...sie werden Blut vergießen. Meine Güte, Sie werden ihnen wohl noch ein Gedicht machen ... Verhindern Sie den Kampf. Ich? Sie sind doch der harte Brocken aus Manhattan, oder? Ich kann nicht. Wie, Sie können nicht?

(Reynaldo Cossa dreht sich zu seinem Peiniger um, pantomimisch stellt er dar, wie er sich wehrt. Schließlich gelingt es ihm, Chino Valdés die Waffe zu entreißen, die er versteckt hat.)

Geben Sie mir die Pistole zurück ... Seid ruhig, Ihr Kampfhähne, oder ich eröffne das Feuer!...(Die Silhouetten bleiben bewegungslos, überrascht, zögern und fliehen in entgegengesetzte Richtungen.) Sie haben es geschafft, Sie Dickkopf ... Hahaha. Es ist fantastisch. Sie sind abgehauen. Sie haben die Schlägerei verhindert... Sie werden leben, oh, ja! Das ist das Wichtigste... Sie waren so jung ... (Pause) Warum sehen Sie mich so an? Was gucken Sie? Mein Revolver ... Ach, Entschuldigung, hier haben Sie ihn, es war ein Versehen ... (Reynaldo Cossa gibt die Waffe mit einem Schuldgefühl zurück.) Sie werden mich nicht noch einmal entwaffnen. Oh nein. Kommen Sie nicht auf die Idee ...Ich muss ... ich muss mich entschuldigen ... Die Geduld von Chino Valdés hat ihre Grenzen ... Ich habe den Kopf verloren und ... Ich habe genug von Ihnen. Ich bitte tausendmal um Entschuldigung ... Bis zum Stehkragen habe ich Sie satt, wie man so sagt ... Ich werde meine Wunschträume besser kontrollieren, es wird nicht wieder vorkommen. Dem größten Revolverhelden von Manhattan den Revolver wegzunehmen ... Stellen Sie sich nicht so an... Und wie, bitte schön, soll ich mich anstellen? Seien Sie nicht so geknickt, bitte ... Verdammt! Mein Ruf ist hin... Es war unverschämt von mir... Den Virtuosen mit den langen Fingern zu entwaffnen ... Aber, Chino, es gab keine Zeugen, kein Messerheld von der Bronx war in Sicht ... Das fehlte ja gerade noch! Raffen Sie sich auf, wie wäre es, wenn wir in die NBC-Studios gingen? ...Wozu? Sie würden berühmt werden, Chino Valdés, über Ihr Happening unter der Sonne des Big Apple würde die ganze Welt sprechen ... Die Welt? Sie könnten zum Psychoanalytiker gehen, Sie haben so etwas von Grandezza an sich... Ey, hören Sie .. Sie da! Meinen Sie uns? Gehört Ihnen dieser falsch geparkte Wagen? Nun auch noch ein Polizist! Ich bin gerettet. Geben Sie acht auf Ihre Worte, vergessen Sie nicht, dass ich auf Sie ziele! (Zieht eine Mütze ins Gesicht.) Gehört Ihnen dieser falsch geparkte Wagen? (Lässt sich auf alle viere nieder, brummt wie ein Motor.) Nehmen Sie mich fest, sehen Sie, gucken Sie, hören Sie, ich habe kein Benzin und parke in zweiter Reihe ... Machen Sie sich lustig über mich? Die Luftverschmutzung ist ihm aufs Gehirn geschlagen, Wachtmeister. Verteidigen Sie ihn nicht! Wissen Sie, was er in seinem Testament verfügt hat? Dass man ihn nach seinem letzten Seufzer verschrotten und auf einem Autofriedhof begraben soll. Das wird vielleicht eine Beerdigung! Daher möchte er, dass man ihm einen Kran bringt. Dann bringen Sie ihm einen Psychiater. Gerade jetzt wartet er darauf. (Pause) Oh, der Polizist geht weg! Kokettieren Sie nicht mit der Polizei, Reynaldo Cossa ... Ja, klar. Beruhigen Sie sich. Es wäre ja möglich gewesen ... In New York gibt es mehr Polizisten als Katzen. Aber sie müssen auf den Dächern laufen, weil mich niemand befreit ... (Gähnt) Bei dieser Sonne macht mir das ganze Hin und Her Appetit ... (Pause) An der 53. Straße ist eine Pizzeria, wo... Sie gucken ständig auf Ihre Tasche, die jetzt mir gehört ...ich habe sie wie einen Spatz erbeutet ...oder nicht? Ich sollte es mit einem Menü vom Feinsten feiern, vielleicht Spargel mit Scheiben von geräuchertem Lachs ...Dann werden Sie, Chino, der Walt Whitman der Gastronomie sein ... Heute ist ein großer Tag... Ach, ja? Dann gehen wir ins Chumley`s, noch gibt es Künstlertreffs mit Leuten wie Joyce, Steinbeck ... Lassen Sie die Mythologie sein, Reynaldo Cossa ... (Pause) Sie haben Recht, Chino, essen wir das Tagesgericht in einem indischen Restaurant ... Schuft!

(Theke, Tisch und Stühle eines Restaurants werden mit Hilfe des Koffers angedeutet. Reynaldo Cossa trägt eine Serviette über dem Arm.)

Was wünschen die Herren? Zum Aperitif bringen Sie mir Austern mit Champagner ... Und hier der Herr? Nein, ich habe keinen Appetit ... Ach, nein? Es ist, weil ... der Herr hier hat mich überfallen ... Jetzt plaudert er schon wieder aus seinem Privatleben! (Seufzt) Ich habe keinen Pfennig mehr ... Nun, bringen Sie ihm eine Portion Krebse und Mineralwasser ... Und mir bringen Sie die Rechnung... Okay, mein Herr! Wie ich Ihnen bereits sagte, will ich Ihr Geld jungfräulich, unberührt, unversehrt und vollständig. Diese Austern, Chino, kosten ein Heidengeld. Schuft! (Pause) Es ist lange her, dass ich so gut gegessen habe.... Gehen wir spazieren, Chino? Warum nicht, Reynaldo Cossa. Sie gehen gern spazieren, ja? Das ist eben so. Sie und Ihr Opferlamm, lächeln Sie, verdammt noch mal. (Lächelt) Mehr! (Lächelt) Nicht schlecht. Chino, diese Mädchen haben sich umgedreht, als wir vorbeigingen ... Ja, und? Sie haben gedacht: Wahnsinn! Was für Kerle, was für Gentlemen, Sie sehen aus wie Zwillingstürme, aber aus Fleisch und Muskeln, ha, ha, ha. Was für Dummheiten Sie sagen. Wie wär‘s, wenn wir uns verlieben und sie vor den Altar führen würden? Spinnen Sie, Reynaldo Cossa? Chino, Sie und ich bei einem Hochzeitsmarsch ... (Pfeift eine Melodie von Mendelssohn.) Es ist ein perfekter Tag für ein Ehebündnis. (Ein Händler geht an ihnen vorbei.) La Prensa, New York Times, Weltnachrichten... Darf ich, Chino? Oh, danke. Hallo, eine Zeitung bitte. (Bezahlt und liest.) Was schnüffeln Sie da in den Ereignissen herum? Nichts! Nicht mal eine Zeile. Werden Sie mir nicht zum Hypochonder. Wir sind einfach nichts, Chino. Was wollen Sie? Dass man Sie beraubt und eine Pressekonferenz einberuft? (Faltet die Zeitung zusammen.) Chino. Eh? Ich weiß gar nichts von Ihnen... Das fehlte ja noch! Wie sind Ihre alten Herrschaften? Und wenn Sie sich verlieben ... Wollen Sie den Überfall in eine Gefühlsberatungsstelle umwandeln? Wie ist Ihre bessere Hälfte? Darf ich raten? Auch eine Virtuosin. Sie gehen mir auf die Eier! Nein, nein, nein. Ja, ja, ja. Nein, nein. Ja, ja. Dann also eine Braut? Nichts? Und was zum Teufel geht Sie das an? Chino, ich habe auch keine ... Sparen Sie sich Ihren Klatsch für den Psychoanalytiker! Chino, ich finde, wir sollten ein Projekt für unsere zukünftige Existenz entwerfen ... Was für ein Projekt? Für die Zukunft, Chino. Reynaldo Cossa, Sie sind doch ein Träumer. (Pause) Taxi-Sex, Jungs? Haben Sie das gehört, Chino? Haben Sie gehört, was der Typ sagt? Nicht beachten, das fehlte mir gerade noch, ein Saustall von Nutten. (Pause) Raffen Sie sich auf, Taxi-Sex durch ganz Manhattan? Ey, halt, wo gehen Sie hin? Chino, in dieser Limousine fahren junge Mädchen. Vergessen Sie sie! Kommen Sie, meine Herren, die Mädchen sind splitternackt! (Pause) Chino, der Überfall hat mich sehr gestresst und vielleicht ... Reynaldo Cossa, ich erinnere Sie, dass man Sie gerade beraubt und Ihnen keine Gunst erwiesen hat ... Und wenn ich Ihnen das Herumwälzen bezahle, Chino? Lassen Sie ihn, mein Herr, lassen Sie ihn das Herumwälzen bezahlen. Sie halten die Klappe, Taxi-Sex! Außerdem fährt heute die Schöne von Brooklyn in der Limousine. Tatsächlich? Ich gebe sie als Aperitif. Haben Sie das gehört, Chino? Die Schöne von Brooklyn, um das Feuer zu eröffnen ... Sie glauben auch jedes Märchen, Reynaldo Cossa. Und warum glaubt es der Herr nicht? Hören Sie, wie viel kostet die Minute? Nein, antworten Sie diesem Schuft nicht. Meine Mädchen, eine Minute? (Spuckt ihn an) Haben Sie das gesehen? Dieser Zuhälter hat mich bespuckt ... Wie geduldig muss man bei Ihnen sein, Reynaldo Cossa. Oh, die nackten Girls von der Fifth Avenue gehen uns durch die Lappen! (Pause) Ja, was für eine Geduld. (Pause) Aber wenn es doch die Schöne von Brooklyn ist ... Halten Sie den Mund und gehen Sie weiter! Was für eine Gelegenheit, Chino, was für eine Aussicht ... Soll ich Ihnen einen Maulkorb anlegen? Nur noch ein Kommentar ... Behalten Sie ihn für sich. Es ... also ... meinen Sie ... Legen Sie sich keinen Zwang an. Eine Figur aus einem beknackten Tango ... (Reynaldo Cossa trällert einen Tango und macht ein paar Tanzschritte.) Mit wem glauben Sie, spielen Sie hier? Regen Sie mich nicht auf, Chino, das sagt Ihnen Ihr Kumpel. Sie sind nicht mein Kumpel, sondern das Opfer! Aber auch wir Opfer haben unverletzbare Rechte. Nein! Sie werden noch behaupten, dass heute der weltweite Tag des Überfalls ist. (Pause. Reynaldo beginnt, sich um sich selbst zu drehen, bis er zu einem Tätowierer auf der Straße wird.) Geben Sie mil Ihlen Alm, mein Hell, diese Foldelung kann man in die Haut einglaben. Unmöglich, lassen Sie meinen Arm los. Walum unmöglich? Fass meinen Kunden nicht an oder ich haue dich in Stücke! Okay, abel an Ihlel Stelle wülde ich mich nie in ein chinesisches Lestaulant setzen, womöglich ... Womöglich was? Womöglich lutscht dem Koch die Hand aus bei Ihlem Gelicht ... (Pause) Sie waren ungerecht gegen ihn, er wollte mir nur einen Satz tätowieren. Vergessen Sie ihn. Ja, aber ich habe eine Schwäche für Frühlingsrollen und süßsaures Schweinefleisch, wo sollen wir das jetzt essen? Wir werden essen? Mit Ihnen werde ich nie wieder irgendwo essen ... Los, bewegen Sie den Arsch. Ich beweg mich ja schon .. Der Tätowierer hat mir einen Floh ins Ohr gesetzt ... Er war böse, das ist alles. (Die Stimmen gehen in ein fast intimes Flüstern über.) Was ist das für ein Quatsch, dass ich kein chinesisches Restaurant betreten soll? (Das Licht geht aus, während eine Musik ertönt, die das Verstreichen der Zeit andeutet. Wenn es wieder hell wird, steht der Koffer wieder da wie eine Bank auf der Straße.) Chino, setzen wir uns einen Augenblick auf die Bank ... Kurz mal ausruhen, ja! (Pause) Mein Herr, würden Sie diese Bank teilen? ... (Der Angesprochene hält die Hand an der Wange, mit einer Geste des Schmerzes.) Welche Bank? Na welche Bank wohl? (Reynaldo Cossa setzt sich in die Mitte und guckt nach links und rechts.) Nun habe ich zwei Bänke ... (Pause) Chino, noch ein losgelassener Verrückter ... Was murmeln Sie da? Ich lüge niemals, ich habe gesagt zwei Bänke, und es sind zwei Bänke ... Klar doch, klar ... und wo haben Sie die andere gelassen? Die andere, meine Herren, ist mein Arbeitsplatz. Sie arbeiten in einer Bank! (Mit ganz kleiner Stimme) Ruhe, Chino, verraten Sie sich nicht! Na, gut. Sind Sie der Boss, womöglich vom Wachpersonal? Chino! Oh, nein! Was wollen Sie denn, ich bin der Kassierer, aber wissen Sie eines? Ja. Chino! Durch meine Hände gehen mehr Dollar als durch irgend eine andere Hand. Wie viel denn? Chino! Die Bank blendet ... Zum Teufel, und wie sie blendet! Chino! Verwaltungsrat, Zins und Zinseszins, Geldkurse ... und was ist das? Reine Abstraktion. Trotzdem, die Seele einer Bank befindet sich in Händen des Kassierers. Was Sie nicht sagen! Chino, gehen Sie nicht zu weit! Niemand kennt das Innere einer Bank besser als ein Kassierer. Sicher! Niemand kennt die entscheidende Stunde, den entscheidenden Moment des Tages, an dem die Sicherheit der Bank an einem Faden hängt. An einem Faden? Chino! Das wissen nicht einmal die Bankräuber. Ach, nein? Mein Herr, wenn man Sie nun in der Bank vermisst ... Ich hatte eine Stunde frei, um mir einen Backenzahn ziehen zu lassen, und durch die Betäubung fühle ich mich immer noch wie in einer Wolke... Besser, Sie kommen nicht aus Ihrer Gewitterwolke heraus! Reynaldo, lass den Herrn plaudern, wie er möchte ... Ich könnte Ihnen erzählen ... Erzählen Sie, erzählen Sie. Nein, besser erzählen Sie nichts! Sehen Sie, ich trat als Laufbursche in die Bank ein und habe 20 Jahre lang als Kassierer gearbeitet, immer an derselben Stelle, im selben Stuhl, am selben Fenster wie immer ... Mein Freund, Sie beeindrucken mich! Ich glaube ... ich glaube, Michael Jordan spielt heute im Madison Square Garden ... Reynaldo, wechseln Sie nicht das Thema! Wenn der Dollar der Sohn des amerikanischen Traums ist, ist dieser bescheidene Kassierer ein Buchhalter der Träume. Glauben Sie mir? Ich glaube Ihnen. Ziehen Sie ihm nicht die Würmer aus der Nase! Mein Freund, Sie haben den Moment erwähnt, in dem die Sicherheit einer Bank an einem Faden hängt, haben Sie das nur so dahin gesagt? Sie haben ein gutes Gedächtnis. (Pause) Es wird spät ... (Murmelt) Setzen Sie sich, Feigling. (Ein Deckenscheinwerfer umschließt ihn.) Es gibt ... es gibt einen Moment am Tag, an dem die fieberhafte Tätigkeit sich anscheinend aufhebt, und die Bank tritt in eine andere Dimension, ein Gefühl der Leere stellt sich ein, alles funktioniert von selbst, unabhängig von Personal, Computern und Kunden ... und diesen flüchtigen Augenblick nenne ich die schwache Stunde der Bank, in der die Geldscheine gähnen, die Schecks Kabolz schießen und die Uhren nur nachlässig die Zeit anzeigen, und wenn genau in diesem Moment der Untätigkeit ein Räuber die Nase hereinstecken würde, könnte er sich auf den Panzerschrank zu bewegen, als wäre er in seinem eigenen Haus, niemand würde auch nur einen Finger rühren in der Lähmung dieses unerklärlichen Augenblicks. (Das übliche Licht geht wieder an.) Wissen Sie? Diese schwache Stunde ließ mich sehr nachdenklich zurück ... Chino! Könnten Sie genauer sagen, zu welcher Stunde in etwa die Bank diese dämmerige Schlappheit erleidet? (Steht auf) Meine Herren, diese Frage ist exakt die eines Bankräubers. Guten Tag! Guck ihn an, Reynaldo, beobachte ihn, der Kassierer verlässt uns, als ob nichts ... (Pause) Gehen wir auch weg von hier ... Der Dollarzähler hat mir den Mund wässrig gemacht. Lass es, sieh mal, was für eine sanfte Brise weht ... Es ist nicht nötig, dass Sie mich aufmuntern. Ich wollte nur ...Gehen Sie ein bisschen schneller, Chino Valdés braucht das Mitleid seiner Opfer nicht ... Chino, ich ... Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen Dampf machen! Sind diese langen Schritte in Ordnung? Laufen Sie wie ein Toter, schweigend! (Geste, als ob er einen Telefonhörer entgegennimmt, den ihm ein Vorübergehender hinhält.) Bitte, sprechen Sie mit ihr, klären Sie den Irrtum auf. Sprechen? Den Irrtum aufklären? Mischen Sie sich nicht in Dinge, die Sie nichts angehen, Reynaldo Cossa ... Bitte, sagen Sie ihr, dass ich mit Ihnen zusammen bin. Ihr? Sagen Sie es ihr. Sie sind ... Sie sind bei mir. Wie jetzt! Wer ist denn ich? Na ja ... sagen Sie ihr, dass ich nicht bei einer anderen bin. Er ist nicht bei einer anderen! Sagen Sie ihr, dass sie die Blume meiner Träume ist. Sie sind die Orchidee seines schönsten Traumes ...Ich habe gesagt die Blume! Die Orchidee ist meine Lieblingsblume ... Ja, aber Sie sprechen nicht mit Ihrer Frau, sondern mit meiner... Entschuldigung, verzeihen Sie ... Hey, mit wem sprechen Sie da? Herr Cossa, also bitte... Das mit der Orchidee hörte sich gut an? (Geste der Eitelkeit.) Sagen Sie ihr, dass ich nicht mit Peggy auf einer Yacht in der Karibik bin. Nein, er ist nicht da und knutscht mit Peggy ... Da doch nicht! Nein? Sie müssen sagen: Er ist nicht mit Peggy auf einer Yacht in der Karibik. Schicken Sie dieses Telefon zum Teufel, Reynaldo Cossa! Er ist in der Karibik nicht auf einer Yacht... Nein, nein, nein, sie schert sich zum Teufel darum, ob ich in der Karibik auf einer Yacht oder einem Katamaran bin, verstehen Sie? Schreien Sie mich nicht an! Was sie nervös macht, ist, ob ich mit Peggy zusammen bin, klar? Meine Dame, Peggy ist nur ein sexy Schatten Ihrer Eifersucht. Nein, nein, Sie verdrehen mir ja die Worte im Mund. Sehen Sie, Reynaldo? Sie reißen sich den Arsch auf, und der Typ beleidigt Sie, schicken Sie ihn doch in die Wüste. Sie droht mir mit Scheidung, bitte, sagen Sie ihr: Er-ist-nicht-mit-Peggy-auf-einer-Yacht-in-der-Karibik. Oy, oy, was für ein Geheul! Meine Dame, bringen Sie nicht mein Trommelfell zum Platzen... Oh mein Gott, sie muss am Rande eines Nervenzusammenbruchs sein! Reynaldo Cossa, legen Sie auf! Wenn sie am Rande ist, muss man eine Analyse machen, oder? Analysieren Sie, aber erfinden Sie nichts. Señora, die Peggy, die Yacht in der Karibik, das alles sind nur Abstraktionen, weiter nichts! Oh, jetzt spricht er zu Ihnen im Kreuzworträtselcode. Ruhe! Sagen Sie, sagen Sie ... Was heißt hier, woher ich weiß, dass Peggy und er nicht ... ? (Verdreht die Augen.) Verflixt, weil ich mit ihm über die Lexington Street gehe ... Äh, wessen Tarnung? Señora, ich bin niemandes Tarnung ... Reynaldo, jetzt treibt sie Sie in die Enge, werfen Sie das Telefon in einen Papierkorb! Nein, von der Karibik besitze ich nicht einmal eine Dattelpalme, deswegen bin ich nach New York emigriert. Wem erzählen Sie denn das? Sie interessiert doch nur, ob ich ihr ... muh! (Macht eine Geste des Hörneraufsetzen.) Nein, Mylady, er macht nicht muh zu Ihnen ...! Nein, sagen Sie ihr das nicht. Ach, nein? Ich habe ihr gesagt, dass Sie nach meinem Diktat sprechen. Hören Sie, mein Freund, sehen Sie diese Pfeife? (Er zeigt den Revolver.) Es wäre besser, wenn Sie sich einen anderen Stenografen suchen... Oh ja, klar, natürlich, ich verstehe! Und Sie, Herr Nichtsnutz, was machen Sie mit meinem Telefon? (Geste, als ob er das Telefon zurückgibt.) Hauen Sie und Ihre Peggy doch ab und braten Sie Stockfisch. Lassen Sie ihn, Reynaldo Cossa. Ich will Sie nicht mehr in meiner Heimat sehen, meiner blauen schönen Karibik ... Gut gesagt! Hat Ihnen meine Reaktion gefallen, Chino? Ja, das muss ich tatsächlich mal zugeben ... Im Ernst? Kommen Sie, seien Sie nicht so einsilbig ... Billigen Sie meine Haltung? Ja, verflucht noch mal. Chino, Sie fordern meinen Widerspruch heraus, ich müsste Sie verabscheuen, weil Sie mich am hellerlichten Tag entführt haben, aber auf der anderen Seite haben Sie mich unter Millionen von New Yorkern ausgewählt. Bekennen Sie, geben Sie zu, dass Sie etwas in mir gesehen haben, ein geschultes Auge wie Ihres wählt nicht durch Zufall aus. Was haben Sie in mir gesehen? Auf dieser Erdkugel fehlen die Träume, vielleicht haben Sie die auf meiner Stirn gemalten Utopien wahrgenommen, los, seien Sie ein Kumpel, wie haben Sie mich gesehen, Chino; Sie gehen doch sorgsam mit dem menschlichen Material um, mit dem Sie arbeiten, und haben meinen Lieblingssatz geahnt, der mich so abgelenkt hat: Die Kunst träumt davon, dass alle ihre Lichter angehen. Ja, Chino, Sie haben gedacht, dass ein Mythos der Bronx, wenn er etwas klaut, einen Vogel erwischen muss, der einen Traum auf den Flügeln trägt... (Pause) Reden Sie kein dummes Zeug, Reynaldo Cossa ... Bei Ihnen, Chino, weiß man nie, was es hinter der nächsten Ecke gibt ... Sie quatschen immer noch dumm! Ja, aber was können Sie mir über die da sagen ... Wer sind die da? Die beiden Typen führen etwas im Schilde ... Fangen wir an! Der eine hat heimtückische Augen und der andere scheint etwas zerknirscht ... Lassen Sie sie! Señor, geht es Ihnen gut? Ist Ihnen etwas zugestoßen? Ja ja, sehen Sie den Herrn, der mich überwacht? Ich wollte ihm eine Unfallversicherung verkaufen, und er hat mich angegriffen. Nein! Na, wenn ich es Ihnen doch sage. (Pause) Chino, haben Sie das gehört? Der Herr ist Versicherungsverkäufer, und man hat ihm soeben übel mitgespielt. Das haben Sie davon, wenn Sie Versicherungen verkaufen! (Pause) Können wir etwas für Sie tun? Ja, bitte, meine Beine zittern, rufen Sie einen Polizeiwagen ... Meinen Sie das im Ernst? Ja, rufen Sie die Polizei. Ich? Die Polizei? Melden Sie, dass es einen Überfall gegeben hat ... Das ist nicht möglich! Warum ist das nicht möglich? Weil ich auch Opfer eines Überfalls bin. Was faseln Sie da? Ich fasele nicht, ich wurde ebenfalls gerade überfallen. Noch einer? Das kann ich nicht glauben! Chino, verklickern Sie es diesem Ungläubigen. Ich habe gesagt, dass ich nicht mit Fremden spreche. Das habe ich schon gehört, Amigo. Helfen Sie mir, ich bekomme eine Panikattacke. Beruhigen Sie sich und sagen Sie, warum verzieht sich Ihr Angreifer nicht? Ich weiß es nicht, ich habe ihm die Brieftasche gegeben, die Uhr, den Ring ... ich weiß nicht, was dieser Dieb noch will. Und Sie wollen ihn ein für allemal loswerden? Ja, denken Sie bloß! Pünktlich nach Hause kommen, den Bougainvillea im Garten begießen. Ich habe keinen Bougainvillea. Was für ein Fauxpas, Señor, keinen Bougainvillea zu haben, diese Pracht in lila und grün, die die Pflanze entfaltet ... Ich habe keinen Garten, ich lebe im 47. Stock. Reynaldo, treiben Sie mich nicht zum Äußersten! Ja, Sie wollen nach Hause gehen, Ihrer Frau Blumen bringen und einen Kuss geben. Ich habe gerade meine letzte Scheidung hinter mir ... Niemand wartet auf Sie? Der Abwasch im Spülbecken. (Pause) Dieser Rabe wird alle Ihre Pläne zunichte gemacht haben... na ja ... er hat sogar eine Eintrittskarte für die Metropolitan ...Opern interessieren mich nicht. Vielleicht möchten Sie sich den neuesten Woody Allen angucken? Kino interessiert mich nicht ... (Pause) Ich möchte nicht indiskret sein, aber wo wollen Sie hingehen? Eigentlich nirgendwohin. Ein Fußgänger ohne Ziel, ja? Na ja, ... man hat mich noch nie überfallen, daher wohl das Zittern in meinen Knien, aber Sie dagegen, Sie scheinen einige Erfahrung mit Überfällen zu haben ... Ich? Ja, ja, Ihre Kaltblütigkeit ist unglaublich. (Pause. Aufgeblasen) Im Grunde sind diese Leute nicht das, was sie scheinen .. Ach, nein? Sehen Sie, sie rauchen eine Zigarette, beobachten uns, lassen uns schwatzen ... Als ob man Ihnen auch noch zum Geburtstag gratulieren müsste! (Pause) Von einem Geschröpften zum anderen, soll ich Ihnen einen Rat geben? Ich habe so meine Zweifel ...(Pause) Hören Sie die Stimme der Erfahrung, Sie haben zugegeben, dass Sie allein sind und keinen Plan haben, um diesen Tag zu verabschieden, der für immer dahin geht und ... na ja, machen Sie einen Spaziergang durch Manhattan ... Wer hat meine Taschen ausgeräumt? Aha. Diese Ratte? Sie wird einen Namen haben, oder? Sicher. Und Sie kennen nicht einmal ihren Decknamen ... Möchten Sie ihn nicht wissen? Schließlich ist mein Angreifer nicht irgendwer. Was Sie nicht sagen! Er ist eine Berühmtheit. Ach, ja? Der berühmte Chino Valdés! Da klingelt‘s bei Ihnen, was? Und wer ist Ihr Angreifer? Woher zum Teufel soll ich das wissen! Ich wette einen Dollar, dass er nicht so berühmt ist wie meiner. Das sind doch Dummheiten! Keine Dummheiten, Señor, Chino Valdés hat einen Funken Fantasie, wenn er Taschen ausräumt. Ach, ja? Ohne mit der Wimper zu zucken klaut er dir die Socken. Und Sie haben ihn nicht um ein Autogramm gebeten, als er Ihnen die Brieftasche wegnahm? Ohne zu übertreiben, eh ... Hören Sie, ich bin hingerissen! Ist Ihres ein Überfall oder ein Junggesellenabschied? Ich möchte wissen, was für ein Profil derjenige hat, der mir das Geld raubt. Klar doch, und Ihrer, was für ein Profil hat er? Gehen Sie doch zum Teufel! Aber, Menschenskind, seien Sie doch nicht so. Wie? Sie wissen nicht, wer Ihnen über den Weg läuft in Ihrem Leben. Er ist mir nicht über den Weg gelaufen, sondern über meine Brieftasche. Sie wissen nicht, ob er arbeitslos ist, ob er in der Metro schläft, ob er illegal hier ist oder ... (Pause) Er lässt mich ohne einen Dollar in der Brieftasche, und ich gehe mit ihm Hand in Hand Schaufenster angucken ... Warum auch nicht? Ich möchte jemanden zum Plaudern, womöglich sind wir für dieselbe Mannschaft. Welche Mannschaft? Die Angeles Lakers, und mit ein bisschen Glück verkauft er eine Sicherheitspolice und außerdem ... Was? Gehen Sie hier nicht wieder lang ... Wie? So ohne Leibwächter; wetten, dass niemand Sie jetzt angreift? Sind Sie sicher, dass Sie alle Tassen im Schrank haben? Chino, gehen wir weiter, ich ertrage die Überfallanfänger nicht ... (Pause) Ich habe Sie nur quatschen lassen, weil ich keine Lust habe zu gehen ... Im Ernst, Chino? Nein, ich will keinen Schritt tun... Wirklich? (Läuft plötzlich im Zickzack und führt die Hand zum Kopf) Chino, was ist? Geht es Ihnen gut? Es ist nichts, mein Kopf dreht sich. Sie sind aschgrau im Gesicht ... Mein Gehirn ist wie ein Karussell. Sie schwanken, Chino! Ja, ich schwanke. Wir müssen einen Arzt aufsuchen. Mein Magen tut weh, mein Schädel platzt ... Wir müssen schleunigst los, Taxi! Taxi! Mir geht es schlecht, ich schwitze ... Taxi! Taxi! Das war der böse Blick des Chinesen ... Seien Sie nicht abergläubisch! Dann waren es die Austern! Diese verfluchten Taxis halten nicht an. Verdammt noch mal! Noch einen Schritt, Chino, bis zur Verkehrsampel ... Die Austern liegen mir schwer im Magen ... He, Sie, Señor! Bringen Sie uns im Wagen zum ... Abgehauen ist er .... Chino, Ihre Pistole! Was machen Sie mit meiner ... ? Ihre Pistole, Sie werden schon sehen ... Sie haben sie mir weggenommen ... Sie, Feigling, öffnen Sie die Tür, das ist ein Überfall! Ein ... ein Überfall? Nein, schießen Sie nicht ... Steigen Sie ein, Chino, und setzen Sie sich. (Pantomime, als ob er auf dem Koffer Auto fährt.) Verdammte Austern! Schnell, zum Central Hospital. Dann ... war das kein Überfall? Ruhe und Beeilung bitte! (Pause) Wie geht es Ihnen, Chino? Oy, oy, dieser verdammte Tätowierer! Nein, Chino, nein, es waren die Austern ... Austern? Aber dann ist das kein Überfall? Seien Sie ruhig und fahren Sie schneller! Oh, oh! Alles in Ordnung, Chino? Jetzt geben meine Eingeweide Ruhe... Sicher, dass es Ihnen besser geht? Ich glaube ja. Beruhigen Sie sich... Ja, es war ... es war eine Verdauungsstörung ... Mein Freund, halten Sie an, an der Ecke zur 14. Straße. Aber sollten wir nicht schneller fahren? Wollen Sie, dass ich Ihnen den Kopf wegblase? Reynaldo, benehmen Sie sich nicht so... Dieser Typ bringt mich zur Verzweiflung! Nein, nein, schießen Sie nicht ... Steigen wir aus, Chino. Was sollte das jetzt mit dem Überfall, he? Ein Pärchen Verrückter. Ich werde Ihnen ... Reynaldito, beachten Sie ihn nicht! Haben Sie mich Reynaldito genannt? Na, und? Ja, Sie haben mich Reynaldito genannt. Bäh, bäh, und entwaffnen Sie mich nicht noch einmal. Wagen Sie nicht einmal daran zu denken! Hier haben Sie Ihre Pistole! Ich habe Ihnen gesagt: Denken Sie nicht mal im Traum daran, Chino Valdés zu entwaffnen! Ich weiß, ich weiß! Zum letzten Mal! Chino, machen Sie mich nicht böse... Eins, zwei, eins, zwei ... Was machen Sie da? Jetzt muss ich Atemübungen machen ... eins, zwei; eins, zwei ... Warum, Chino? Seit ich Sie getroffen habe, muss ich wissen, wer zum Teufel ich bin, woher ich komme, wohin ich gehe ... Ich kann Ihnen helfen, Chino. Sie! Sagen Sie mir, wie waren Sie als kleiner Junge? Wollten Sie auch Matrose werden? Sie werden doch nicht in meinem Innersten herumwühlen? Ich stelle Sie mir als Säugling in der Wiege vor, wie Sie Ihre ersten Worte von sich geben: Alle auf den Boden, das ist ein Überfall! (Selbstzufriedene Geste) Sie übertreiben. Ach, verflixt! Ich dagegen, als ich klein war, habe ich mit einem verzweifelten Lied losgelegt, sehen Sie, Chino, erst sieben Monate alt und konnte die traurigsten Verse meines Lebens sprechen ... Halten Sie Ihr Maul! Wir sind so verschieden, Chino Valdés! Das wäre ja auch noch schöner! Merken Sie das? Trotz der delikaten Situation ist unsere Beziehung gar nicht so schlecht ... Unsere Beziehung?

( Reynaldo Cossa geht mit einem Stuhl zur rechten Seite, begibt sich zum Proszenium, während die Lichter dunkel werden, legt seine Hände auf die Rücklehnte, das Oberlicht fällt auf ihn.)

Ja, Chino, unsere Beziehung. Am Anfang hat sie sich, wie jede Beziehung, völlig unerwartet entwickelt, aber diese Art nicht vorprogrammierter Beziehungen, die sich spontan ergeben, funktionieren häufig am besten. Alles geschieht fließend. Wie viele Paare wünschen sich nicht etwas plötzlich und unerhört Neues, wo jeder strikt seine eigene Rolle spielt. (Er glaubt ihn hinter sich und weicht zur Seite aus.) Nein, nein, unterbrechen Sie mich nicht. Haben Sie sich noch nicht gefragt, warum unsere so lange dauert? Ruhig, Chino, beruhigen Sie sich, lassen Sie mich fortfahren. Nach der Statistik fällt es dem durchschnittlichen New Yorker schwer, seine Einsamkeit zu überwinden. Wir leben in einer Blase, die aus unserer Gleichgültigkeit allem Fremden gegenüber entstanden ist. Und wer hat gesagt, dass New York nur eine Handvoll Inseln ist? Reine Lügen, Chino! New York ist reicher an Inseln als an Dollars, in echt, Chino. Jeder Fußgänger ist eine vollkommene Insel. Kommen Sie, Chino, setzen wir uns auf die Freitreppe der Public Library. Sehr gut. Genau so. Gucken Sie die Parade der Fußgänger an, Chino. Stellen Sie sich vor, jeder Passant trägt eine Zelle in seinem Innern, und er ist sein eigener Kerkermeister, ja, Chino, gucken Sie mich nicht mit solchen Telleraugen an; das sagt Ihnen jemand, dessen Beschäftigung es ist, die Seele der Stadt zu erforschen. ....Ihnen geht es schlecht, uns auch..... (Lächelt) Nun gut, uns, Chino, geht es nicht schlecht, wir gehen spazieren, genießen dieses menschliche Museum, das Manhattan ist, und das Wichtigste, Chino, wir kommunizieren miteinander. Sind Sie sich dessen bewusst? Uns ist es gelungen, diese Blase zum Platzen zu bringen, wir sind aus dieser Einschnürung geflohen, sind freie Vögel, na ja, nicht so ganz, schließlich haben Sie mich mit der Pistole bedroht ... aber wenn es mir gelingt, diese Waffe, die Sie in der Tasche verstecken, zur Abstraktion zu machen, wenn es mir gelingt, diese Wirklichkeit zu verleugnen, dann könnte ich sagen, dass ich mich wie eine Möwe fühle, die über das Empire State fliegt, und selbst wenn Sie mir nicht glauben, Chino, ich bin mir schon unschlüssig und rufe mir meine Situation als überfallener Fußgänger ins Bewusstsein zurück ... können Sie mir folgen, Lieber? (Dreht sich brüsk um.) Lieber? Haben Sie gesagt ... Lieber? Wirklich, Chino, ich wollte nicht ... Hören Sie! Was verdammt noch mal haben Sie mit mir zu schaffen? Chino, mein Freund, ich wollte nicht ... Nennen Sie mich nicht Freund! Ich bin nicht Ihr Freund. Kehren Sie in die verdammte Wirklichkeit zurück. Haben Sie mich gehört? Nennen sie mich nicht Freund und noch weniger Lieber, okay, Reynaldo Cossa? Okay, Chino Valdés. Ich hoffe, ich muss das nicht noch einmal sagen. Na dann, wie soll ich Sie denn nennen? Chino! Und warum nicht Chino, der galante Taschendieb der Bronx? Chino! Und warum nicht Chino, der Kahlkopf, der Rowdy, der Furchtlose, der Herrschsüchtige? Chino! Und warum nicht der chinesische Chino aus Chinatown? Chino! Und warum nicht der schöne Chino? Chino! Und warum nicht? Darum nicht! Verdammt, warum nicht? Verstanden? Nein, nein, nein. Haben Sie es geschnallt? Chino, Chino, Chino. Und außerdem bin ich kein Chinese aus China ... (Pause) ... Gehen Sie mir nicht wieder auf die Eier, Reynaldo Cossa. Äh? Chino, ich gehe Ihnen nicht ...Sie gehen gar nicht! Überhaupt nicht! Sie werden sehen, ich ... Ruhe! Aber ich ... Ruhe! Ich verspreche Ihnen, dass ich nicht wieder ... Ruhe! (Pause) Wenn ich das noch einmal höre, überfalle ich Sie nie wieder, bei meinem Leben! Verflixt, Chino ... Was für ein Alptraum! Womöglich hätte ich mich selbst überfallen! Chino, ich habe das Recht überfallen zu werden wie alle anderen ... Nein, ich hätte Sie nicht einmal um die Uhrzeit bitten sollen. Aber ich bin doch ein wundervolles Überfallopfer. Schnauze. Wissen Sie, Chino, als Sie mich überfallen haben, ist mir das Herz in die Hosen gerutscht, ha, ha. Wenn Sie noch einmal Ihre Klappe aufmachen, sind Sie reif für Ihr Begräbnis, Ehrenwort von Chino Valdés! Haben Sie sich nicht so... Ich stopfe Ihnen das Maul bis zum jüngsten Gericht! (Pause) Chino, genau vom jüngsten Gericht haben wir noch nicht gesprochen. Wenn Sie noch mal den Mund aufmachen ... Nein, nein. Sprechen Sie noch ein Wort und ... Nein, nein. Sagen Sie, dieser Mund ist meiner und ... Nein, nein. Ja, ja. Nein, nein. Gehen wir, sag was, Schurke, sag was. Nicht doch, Chino, nicht doch ... Und ich sage Ihnen ja ... Aber ich sage doch nein ... (Pause. Dreht sich um, als würde er seinem Geist begegnen.) Ohne Flachs! Sehen Sie diese Rolex? Gold ein ganzes Leben lang ... Nein, tut mir leid, ich bin jetzt nicht in Stimmung ... Das ist eine unerhörte Gelegenheit, die Mutter aller Uhren für einen Ausverkaufspreis ... Darf ich mal sehen ... Klar doch, Kumpel. (Guckt die Uhr genau an.) Das ist Ramsch! Wirklich, Chino? (Zittert) Haben Sie ... Chino Valdés gesagt? (Nickt mit beiläufigem Gesichtsausdruck.) Pech gehabt, Kleiner! Ich ... ich ... mache meine ersten Versuche ... (Pause) Ich dachte, dass mein Gesicht ... Sagen Sie es ihm, Chino, das bekannteste Stargesicht unter seinesgleichen ... Irgend so etwas. Haben Sie Mitleid mit dem Kleinen ... (Empfindlich) Dem Virtuosen puren Ramsch andrehen wollen ... Mir haben sie die Rolex für Gold verkauft ... Hau bloß ab, verrückter Kerl! Ich bin neu in dem Gewerbe und ... Stören Sie nie wieder ein Schwätzchen auf dem Asphalt ...! Klar, Chino, Entschuldigung, schwatzen Sie weiter ... (Pause) Sehen Sie ihn sich an, Chino, mit eingezogenem Schwanz haut er ab ... Ich hätte ihn aufschlitzen sollen, den Virtuosen übers Ohr hauen wollen. Vergessen Sie ihn, es ist nicht leicht, so meisterhafte Schläge an einer Verkehrsampel auszuteilen wie Sie... (Pause) Machen Sie Platz und seifen Sie mich nicht ein ... Das Leben mit Ihnen, Chino, ist ein unbekannter Spaziergang ... Mehr Tempo, mehr Tempo. Ja, Chino, ja. Und warum keuchen Sie jetzt? Na, weil auf diese Weise ... Was schlagen Sie vor? Noch eine Rast auf dem Weg ... Nein! Sich mit Ihnen auf eine Bank setzen ist verrückt ... Nach so einem Schock ist es gut, eine Verschnaufpause einzulegen, los ... Ich habe nein gesagt! Sehen Sie, auf dieser Bank sitzt ein Bürger und schreibt ... Und was? Er legt seine Zeit gut an ... Letztendlich wird er mit Ihrer davongehen. Großartig, Chino, Sie an einem Ende der Bank und ich am anderen ... (Der Fremde erhebt sich brüsk.) Das war es dann! Sehen Sie, ...Testament gemacht. Ich gehe, adiós. (Zielt auf seine Stirn, als hätte er eine Pistole.) Was ... was machen Sie? Sie werden schon sehen, good bye, betrügerischer Erdball. Hören Sie, Sie werden sich neben dem Baum dort erschießen, oder wollen Sie uns mit Ihrem Hirn bespritzen? Sie bekümmert nur, ob ich Sie bespritze, was? Chino Valdés hat sich nicht gut ausgedrückt. Ich habe gehört, wie er sich ausgedrückt hat. Das war eine Unverschämtheit, ich werde mich nicht wieder auf eine Bank mit Ihnen setzen, niemals! Warum machen Sie ihm Vorwürfe? Ist das nicht Ihr Freund, der mich dazu drängt, mir den Kopf wegzublasen? Aber, Mann, was hat Ihnen Ihr Kopf getan? Blasen Sie ihn nicht weg! Geben Sie mir einen Grund ... Also... im Gemälde Ihres Lebens herrschen heute schwarze Töne vor ... Ha, ha, singen Sie mir kein Lied ... Ihr Problem, Señor, ist eine Angelegenheit der Farbe ... Was Sie nicht sagen, meins ist einfach wütende Verzweiflung ... Vielleicht werden morgen in Ihrem Gemälde graue vorherrschen ... Von was für Grauen sprechen Sie? Und übermorgen wird in den Ölgemälden Ihrer Existenz die blaue Palette herausragen... Was für eine Palette? Und Ihr Leben wird blau sein. Was ist denn das für eine Type? Genau das frage ich mich auch schon, seitdem ich ihn überfallen habe ... Ihr Fall ist schlimmer als meiner! Jawohl, ein verdammt hoffnungsloser Fall ... Ich will mir eine Kugel in den Kopf schießen, und dieser Kerl hier kommt mir mit Picasso ... Ja, dieser Reynaldo Cossa ist unberechenbar. Er verkauft existentiellen Optimismus, als wären es Erdnüsse. Tja, so ist er. Er ist ein öffentlicher Feind von Selbstmördern. Und Sie sind ein öffentlicher Feind des Lebens. Diesen Schweinehund nehme ich mit, folgen Sie mir! Chino, er will mich mitnehmen! Einen Moment, wo wollen Sie mit ihm hin? Ins Jenseits. Das können Sie nicht, er ist meiner. Sie haben ihn in einer Tombola gewonnen, ja? (Mit dem Pistolenkolben schlägt Chino auf den Unbekannten ein, der zusammenbricht. Sofort richtet er sich auf.) Chino, Sie haben den Selbstmörder umgenietet! Er soll sich später töten. Und mir haben Sie das Leben gerettet ... Los, gehen wir, und werden Sie mir nicht sentimental ... Wie soll ich mich wieder einkriegen, wo ich doch dank Ihnen lebe ... Das ist unwichtig ... Ich sage, das ist es nicht, ich bin in der Welt der Lebenden ... Ich weiß nicht, in welcher Welt Sie leben. Ich schulde Ihnen so viel, so viel ... Vergessen Sie es ... Bitten Sie mich nicht, es zu vergessen, Chino, das wäre das reinste Porträt des Undanks ... Kommen Sie mir nicht mit bildender Kunst ... Lassen Sie mich Ihnen die Hand küssen, Chino ... Sehen Sie, der Selbstmörder kommt wieder zu sich ... Drohen Sie mir nicht mit dem Selbstmörder, Chino, das ist nicht Ihr Stil ... So halten Sie doch die Klappe und verschwinden wir um die Ecke ... (Pause, mit einem Flüstern) Entschuldigung, meine Herren, dass ich Sie unterbreche ... Was wollen Sie? Shit! Ob uns jemand folgt ... Wer folgt uns! Gütiger Gott, sprechen Sie leiser ... (Die ganze Szene wird mit leiser Stimme gesprochen, außer dem Geschrei von Chino Valdés.) Wer folgt uns? Sie! Sie? Mein Freund, beunruhigen Sie sich nicht, hauen wir ab! Ich habe Sie in solch angeregtem Gespräch gesehen, dass ... Gehen Sie weiter! Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie leiser sprechen würden ... Sehen Sie, wie modulierfähig ich bin: Gehen Sie weiter, Freund. Machen Sie sich über mich lustig? Mein Herr, provozieren Sie Chino Valdés nicht ... Leihen Sie mir eine Minute? Ich heiße Johnny Martin, Präsident der Schweigenden Partei des Schweigens. Von welcher Partei? Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich kürzer fassen würden. Was kürzer fassen? Beobachten Sie aus den Augenwinkeln, ob man uns folgt ... Lassen Sie die Haarspaltereien und verdünnisieren Sie sich! Nur eine Minute, bitte ... Mein Herr, was können wir für Sie tun? So vieles! Wirklich? Die Demokraten und Republikaner nähern sich der Zielgeraden ... Ich wähle nicht! Nichtwähler, aha. Chino, von jetzt an möchte ich, dass Sie wählen. Ich werde nicht wählen, eher platze ich. Aber ohne zu schreien! (Bissig) Entschuldigung, halten Sie diesen Ton für angebracht? Fast perfekt, und man folgt uns wirklich nicht? Gut, hören Sie folgendes: Man muss diese Parteien aufhalten ... Und warum muss man sie aufhalten? Wegen der Revolution. Was für eine Revolution, mein Herr? Die Revolution des Schweigens. Also Freund, Sie haben die Minute schon überschritten! Und Ihre Partei ... Genau, genau, meine Partei bietet die Kultur des Schweigens... Im Ernst? Wer regiert uns heute? Na ja ... Das Weiße Haus? Nein, meine Herren, das Haus des Lärms regiert. Zwei Minuten! Überzeugen Sie sich, es ist dort, wo Sie hingehen. Wovon spricht der Typ? Chino, er spricht vom Lärm. Der ist allgegenwärtig. Er ist in allen Ecken, wie Gott: in Autos, Flugzeugen, in der Klimaanlage, in Radios, Fernsehern, Musikanlagen, Personen ... Und Sie sind Kandidat für die Präsidentschaft? Genau. Gucken Sie, ob man uns folgt... Aber ... es sind so viele Leute auf dem Bürgersteig ... Man sieht sie überall, es sind professionelle Verfolger ... Aber ich weiß nicht ... Und was sagen Sie über die Hunde? Über die Hunde? Wie viele Bürger ziehen um wegen des Nachbarhundes? Ja, ja. (Geste mit den Fingern) Trotzdem hat mein Team von Veterinärwissenschaftlern das erstaunliche musikalische Gehör des Hundes bewiesen... Sprechen Sie etwa über Beethoven? Von Beethoven wollte ich reden. Das ertrage ich nicht länger! Lua, eine Yorkshirehündin, hat gerade den ersten Satz der 5. Sinfonie gelernt ... Was Sie nicht sagen! Können Sie sich das vorstellen? Wollen Sie damit sagen, dass Hundebellen wie ein Violinsolo ist? Genau das, mein Herr, wie heißen Sie? Cossa. Reynaldo Cossa. Señor Cossa, wenn wir die Wahlen gewinnen, biete ich Ihnen das Amt des Musikministers an, machen Sie sich an die Arbeit ... Also im Moment, ich weiß nicht, sind mir die Hände gebunden, Chino? Mein Freund, ich werde einen anderen Minister suchen müssen. Irgendein Verdächtiger in Sicht? Was? Womöglich treten wir uns gegenseitig auf die Füße... Oh, das glaube ich nicht! Sie haben kein Vertrauen ... Wissen Sie, wer am meisten daran interessiert ist, in meine Partei einzutreten? Lassen Sie es mich sagen: Die Wachsstöpselfabrikanten... Fabrikanten wovon? Der Herr bezieht sich auf Wachsstöpsel, um den Lärm zu dämpfen und zu schlafen und ... Sehr gut, sehr gut, was wären Sie für ein wertvoller Mitarbeiter ... Oh, vielen Dank! Könnten Sie aufhören, meinem Kollegen um den Bart zu gehen? Ist uns jemand auf der Spur? Ja, der Wind! Nur eine Formalität, Chino. Und wer ist da bei Ihnen? Das ist eine fortschrittliche Partei ... Ja, aber wie viele Aktivisten haben Sie? Mit Ihnen drei. Hören Sie, Freund, wenn ich sage, es reicht, verstehen das sogar die Ratten der Metro ... So neu ist die Partei? Sie ist gerade gegründet worden; wenn Sie mir folgen, wird Ihr Freund Vizepräsident und Sie Generalsekretär. Chino, man bietet Ihnen die Vizepräsidentschaft an! Ich bin schon Präsident der Taschendiebe von der Bronx. Was schreit dieser Bandit so! Chino, sprechen Sie nicht so laut und ziehen Sie keine Vergleiche, der Herr denkt an das öffentliche Wohl ... Sehr gut, Caballero, Sie sind so verständnisvoll ... Oh Mann, ein Paar Klone, Ihr seht aus wie zwei Schafe Dolly! Sagen Sie, wie wollen Sie Ihren Kreuzzug finanzieren? Das ist doch ein reiner Kreuzzug, den Sie machen ... Das ist eine Frage der Intuition ... Da bin ich mit Ihnen einverstanden, reine Fantasie! Was für eine Stimme. Chino, bitte, dämpfen Sie Ihre Stimme. Die Finanzierung ist gut durchdacht ... Ach, ja? Erzählen Sie, erzählen Sie ... Sie kommt von den Begräbnissen der wichtigen Leute. Begräbnisse? Am Ende der Totenwache sagt man: Billionäre, denkt mal nach: das Schweigen der Toten gehört ihnen, aber das Schweigen des Lebens könnte Euch gehören! Und dann reicht man den Hut herum, ja? Mehr oder weniger. Und es gibt keine anderen Hilfsmittel? Doch, die Maskenbälle der Lebenden ... Um Geldbeträge einzutreiben? Sehr gut, Señor Valdés, Sie haben es begriffen, ich werde Sie ernennen (Plötzlich gibt es ein Spiel aus Licht und Schatten und schrilles Pfeifen. Der Unbekannte rennt weg, im selben Augenblick erscheint die Silhouette eines Krankenwärters mit Mütze.) Haben Sie nicht einen Flüchtling gesehen, der Schweigen verkaufen will? Dort entlang! Dort ist er lang gelaufen, erst links um die Ecke, dann rechts. Vielen Dank, Señor. (Der Krankenwärter läuft weg, die Lichter gehen wieder an, Reynaldo ist auf der Bühne.) Chino, Sie hätten ihm nicht den Wink geben sollen. Nun, da ich Versammlungen im Gitterkäfig leiten soll ... noch niemals hat man mir das Generalsekretariat angeboten. Aber in was für einer bunten Kugel leben Sie, Reynaldo Cossa? Dieser Mann hat mehr als Schweigen verkauft, nämlich Zukunft ... Und sie sperren die Zukunft in einen Käfig! Schweifen Sie nicht ab ... Chino, gehen wir woanders lang ... Jetzt setzen Sie einen Fuß vor den anderen und betrachten Sie die Umgebung ... Dieser Verkäufer des Schweigens geht mir nicht aus dem Kopf .. Die Umgebung, Reynaldo Cossa... Ja, Chino, wie friedlich das Village mit seinen Straßen voller Bäume ist ... Greenwich Village gefällt Ihnen, was? Wie süß es ist, unter den Baumkronen zu wandeln und die Zeitung zu lesen wie dieser Herr ... Reynaldo Cossa, gucken Sie nach vorn! Wohin? Da macht jemand Seiltänzerkunststücke am Sims des Gebäudes ... Er wird die Fenster reinigen ... Verdammt, das ist der Selbstmörder von vorhin ... Vorsicht, Chino, er fällt auf uns drauf ... (Dunkelheit nach einem dumpfen Schlag, danach wird die Bühne wieder beleuchtet. Auf dem Bürgersteig liegt ein niedergeschlagener Mann, mit einer Zeitung in der Hand. Ein Spiel mit Licht und Schatten folgt, und auf der Bühne zeichnet sich die Gestalt des Selbstmörders ab, der vorüber geht und die Zeitung liest. Erneuter Lichtwechsel, und der Selbstmörder ist jetzt Reynaldo Cossa, der blinzelt.) Chino, der Selbstmörder hat den Fußgänger getötet und jetzt geht er davon und liest seine Zeitung ... Das Leben ist ein Karussell von unvermuteten Begebenheiten ... Der Fußgänger wollte nur leben, spazieren gehen, lesen ... und dieser Scheißkerl lässt ihn leblos und ohne Zeitung zurück ... Ich verfolge ihn! Wohin zum Teufel geht er? Er ist eine öffentliche Bedrohung. Lassen Sie uns, das Problem New Yorks ist, dass wir zu viele sind ... Um so besser für Ihr Gewerbe, nicht? Wer weiß, letztendlich weiß man nicht, wofür man sich entscheiden soll ... Ich für meinen Teil habe nicht gezweifelt. Klar, Sie sind ein anderes Kaliber ... Tatsächlich, Chino? Nun los, gehen Sie weiter geradeaus ... Wie Sie befehlen ... Und weichen Sie diesem skurrilen Typ aus, der da auf uns zu kommt ... Möchten Sie eine Reinigung, Señor? Gehen Sie weiter! Außerdem glänzen unsere Schuhe vor lauter Schuhcreme ... Wieso Schuhe, Señores, ich reinige den Geist. Was will dieser Hosenscheißer verkaufen? Pech für die Brieftasche... Lassen Sie Ihren Blödsinn, hauen Sie ab, Sie Prophet, weg von hier! Und Sie, Señor? Danke, aber mein Geist muss nicht in den Waschsalon... Das glaube ich! Alle ertragen irgendein Übel ... Da bin ich mit Ihnen einverstanden. Quatschen Sie nicht mit ihm, vermeiden Sie Ärger! Er vermisst sicher seine Mutter, hat Heimweh ... Ich glaube ... dass Sie ein bisschen übertreiben. Quatschen Sie nicht mit ihm, verdammt noch mal! Denken Sie dran, Señor, wer macht denn keinen Fehler, alles geht doch eher schlimm aus als gut. Was haben Sie gesagt? Wenn man sich schlecht fühlt, vom bösen Blick getroffen, verhext wird ... Und wie soll man sich davon frei machen? Gute Frage, Sie sind misstrauisch, Herr... Das ist Chino, Chino Valdés ... Hören Sie, Chino, Ihr Seelendoktorchen sagt Ihnen: Sie brauchen schleunigst eine Reinigung ... Was für eine Reinigung? Eine Reinigung für den bösen Blick ... Alles Ungeziefer der Bronx sieht mich so seltsam an ... Das sehe ich, mit vielen Augen ... Und wie viel wird das kosten? Das hängt von der Reinigung ab ... Eine Wäsche... Zehn Dollar. Chino, Sie glauben dem doch nicht ... ? Okay, beginnen Sie mit der Wäsche. Ja, Señor Chino ... (Holt etwas wie einen Talisman hervor und reibt ihn am Körper.) Bei allen Heiligen, das Gute soll rein und das Schlechte raus! Das Gute rein und das Schlechte raus durch die goldene Legende aller Heiligen ... Fertig! Jetzt die zehn Lappen her. Sind Sie schon fertig mit Waschen? Und Sie, wollen Sie auch eine Reinigung wie Ihr Freund? Nein, der nicht, Reynaldo Cossa ist doch alles scheißegal... Wirklich, Señor? Na ja, nicht so richtig scheißegal ... Ich sagte bereits, dass Sie ein Problem haben ... Hören Sie, haben Sie was gegen Überfälle? Natürlich, sehen Sie, Schutz von drinnen, Panzer von draußen, der böse Überfall ist nur ein dummer Einfall. Zehn Lappen! Und jetzt reinigen Sie mir den hier ... Oh, Señor, aber was haben Sie vor, ein Revolver ist immun ... Gehen Sie mir aus den Augen, selbst mein Schatten zittert, weil ich so draufgängerisch bin. Natürlich, Señor, ich flattere schon, verliere mich, verflüchtige mich ... (Pause) Und Sie, Reynaldo Cossa, schreiben Sie es sich hinter die Ohren, dass nicht einmal ein Exorzist Sie von meiner Seite reißt ... Oh, Chino, tun Sie nicht so ... Los, gehen Sie schon... Chino, sagen Sie nicht, dass Sie... Kein Chino mehr, haben Sie gehört? Vorwärts ... Okay, gehen wir weiter. Aber halten Sie Ihren Mund. Wenn Sie das vorschlagen. Ich schlage nicht vor, ich befehle ...

(Plötzlich verdunkelt sich die Szene und wird vom Blitzlichtgewitter eines Fotoapparates durchlöchert, während die Silhouetten von Reynaldo Cossa und dann Chino Valdés ein Repertoire von Stellungen, Gesten und Mimik kreieren; sie hören auf, wenn das Licht wieder angeht.)

Was ist das, was zum Teufel passiert hier! Meine Herren, ein Foto, um den Spaziergang zweier fröhlicher Kumpel auf der Madison Avenue unsterblich zu machen? Fotografieren Sie sich selbst und belästigen Sie uns nicht ... Nur ein Dollar das Foto, ein Geschenk ... Ich haben Ihnen gesagt ... Chino, ich habe kein Foto von Ihnen ... Was, was, was! Wenn ... wenn alles vorbei ist ... warum soll das vorbei sein, na? Schneller, als Sie sich das vorstellen. Es ist auch nicht eilig, Chino. Es ist nicht eilig, es ist dringend! Kommen Sie, meine Herren, raffen Sie sich auf, eine grafische Erinnerung, wenn Sie Großväter sind ... Ich gebe zu, Chino, dass ich sehr gern ein Foto mit uns zusammen hätte ... Sie und ich zusammen auf einem Foto? Ja, Chino, ich werde das Foto vergrößern lassen, besser noch ein Poster von Chino Valdés ... Ein Poster? Ja, in meinem Zimmer, mit Widmung und Namenszug ... Seien Sie nicht bekloppt und denken Sie nach, bevor Sie sprechen! Mal sehen ... für Reynaldo Cossa in Erinnerung an die epische Stunde, als ... Spinner! Glauben Sie, dass Chino Valdés herumläuft und seinen Überfallopfern Autogramme gibt? Mein Freund, könnten Sie eine Reportage über uns machen? Warum nicht, Señor, der ambulante Fotograf steht zu Ihren Diensten. Chino, ich habe eine Idee, ich ... Reden Sie nicht irre, Reynaldo Cossa! Gucken Sie mal, dieser Herr hier hat mich überfallen, wissen Sie? Kommen Sie jetzt nicht wieder mit Ihrem Privatleben! Was heißt, er hat Sie überfallen .... Das ist ... eine sehr komplizierte Situation, aber was für einen Passionsweg haben wir seitdem hinter uns gebracht, nicht Chino? Lassen Sie Ihre Witze, Reynaldo Cossa! Verstehen Sie meinen Vorschlag? Nicht die Bohne! Ja ... logisch... ich erkläre Ihnen nur, wann Chino in meinem Leben aufgetaucht ist und wie ich reagiert habe ... Sagen Sie nicht mal u! Und ich erzähle Ihnen noch etwas, also wir suchen einen Taxifahrer, der Taxi-Sex macht und eine Kleine, die sich wie die Schöne von Brooklyn kleidet ... Wie wer sich kleidet? Na ja, die Schöne war ja nicht nackt .... (Pause) Hören Sie auf, mir wird schlecht, wovon sprechen Sie ... Wissen Sie, was ich meine? Hey, Señor, sehen Sie mich an, Sie wissen, wer ich bin? Warum haben Sie mich unterbrochen? Ich weiß nicht mehr ... Ich bin ein einfacher Straßenfotograf, also antworte ich: Machen wir ein paar Fotos oder gehen wir nach Hollywood und drehen den Film Ihres Lebens? Hau ab, Idiot! Chino, glauben Sie, wenn wir in ein Flugzeug nach Los Angeles steigen würden und ...? Hören Sie, Fotograf, beachten Sie diesen Typen nicht, er ist einzigartig! Klar doch, auf der Straße habe ich noch nie so einen gesehen. Daher kaufen sie ihn mir im Krankenhaus ab... Sie kaufen ihn Ihnen ab? Bar, einschließlich Schienbeine und Unterkiefer, was für eine Erleichterung, nicht? Aber lassen Sie sich nicht aufhalten, der Herr braucht keine Fotos, sondern einen Röntgenwagen ... Gehen wir, Reynaldo Cossa, lassen wir den Fotografen seinen Job machen ... Jetzt muss ich mein Gemüt beruhigen ... Dann beruhigen Sie sich ... Ja, Chino. Wohin gehen Sie? Durch den Park, nein? Warum? Es ist schattig, die Bäume sind friedlich ... Sie haben gewonnen, Reynaldo Cossa. Und diese Rufe? Halten Sie sich die Ohren zu und belästigen Sie mich nicht mehr... Geht nicht weg, Ihr Unsolidarischen, versammelt Euch, hört mich alle an! Weiter, gehen Sie, halten Sie nicht an, Reynaldo Cossa... Hören Sie mir zu. Der Redner im Park sagt, dass wir zuhören sollen. Bleiben Sie nicht stehen! Was bedeutet es, wenn das Genom des Schimpansen und das des Menschen sich nur um 1 % unterscheiden? Was will man uns damit sagen? Haben Sie das gehört, Chino? Er ist ein Scharlatan, gehen wir. Was bezweckt man damit? Dass wir einen Affen in unser Leben holen? (Mit lauter Stimme) Mir kommen Affen sehr gelegen ... Seien Sie ruhig, Reynaldo Cossa! Okay, dem Herrn kommen Affen sehr gelegen. Sie sind sehr verspielt und possierlich mit ihren Grimassen und Hüpfern. Warum tun Sie sich nicht mit einer Äffin zusammen? Chino, man lacht über mich. Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen sich taub stellen... Ich glaube nicht, Herr Redner, dass Affen das Problem des Jahrtausends sind. Wo liegt dann das Problem? Mein Problem ist, dass dieser Herr hier meine Freiheit an sich gerissen hat... Zeigen Sie noch einmal mit dem Finger auf mich und...! Die wirkliche Freiheit ist in Gefahr, wenn das Privatleben unserer Gene in den Illustrierten erscheint... Hören Sie das, Chino? Sagen Sie, haben Sie schon mal einen Brief mit Spucke zugeklebt? Warum auch nicht? Unvernünftig, Sie sind verloren, Sie haben Ihre genetischen Spuren hinterlassen, man weiß alles über Sie. Und wissen Sie auch, dass ich gerade mit meinem Entführer durch Manhattan spaziere? Alles, von Ihnen weiß man sogar, an welchem Tag Sie einen Milchzahn verloren haben. Reynaldo Cossa, ein Wort mehr und ich pumpe Ihren Bauch mit Blei voll! Unverantwortlich, Sie haben so viele biologische Spuren hinterlassen, dass Sie für Ihr ganzes Leben nackt sind. (Betrachtet sich und bedeckt seine Schamteile.) Wollen Sie damit sagen, dass man mich splitternackt sieht? Mehr oder weniger. Chino, der Typ ist kein Philosoph, er ist ein Voyeur... Ich habe Ihnen gesagt, dass Sie ihm aus dem Weg gehen sollen ... Gut gedacht, Chino, wenn uns nur 1 % vom Affen trennt, Sie und mich, ähem, dann ist unsere DNS fast dieselbe ... Nein! Dann soll ich womöglich auch noch in die Verbrechergewerkschaft eintreten... Mann, alles, bloß nicht in die Gewerkschaft...! Reynaldo Cossa, wie soll ich Sie auf Abstand halten, weit weg, ohne Sie von mir zu trennen? Indem Sie mit mir ins Theater gehen. Sie wollen zum Broadway? Und warum nicht zum off Broadway? Einverstanden, vielleicht gibt es am Times Square Karten für ein Musical. Was ist mit dem Phantom der Oper?... Ich bevorzuge das off off..., dort legen die wüstesten und abwegigsten Fantasien ihre Eier ... Sie wissen schon, Avantgarde-Theater zu einem guten Preis. Sie haben gewonnen. (Sieht ihn missbilligend an.) Schurke!

(In seiner Rolle als Zuschauer setzt er sich hin und betrachtet interessiert das Publikum. Danach richtet er sich auf, legt einen Hut auf den Koffer, steigt in den Zuschauerraum hinab und setzt sich. Ein Deckenlicht beleuchtet den Hut, eine Schiffssirene heult durchdringend. Der Schauspieler steht auf, er trägt eine Halbmaske vor dem Gesicht, auf dem Kopf eine Mütze. Durch die Maske sieht man seine Augen blitzen, er ist beschwipst, hat Schlagseite, schwenkt eine Flasche in der Hand und pöbelt einige Zuschauer an. Von weitem betrachtet er den Hut und beginnt mit lauter betrunkener Stimme aus dem Theaterstück „Der Kühlschrank“ zu zitieren.)

Maske:
Wie elegant du bist, Junge.. Wer kleidet dich ein? Etwa ein Star der Haute couture? Ich ... wie du siehst ... trage noch immer meine alte Jacke und meine Mütze, die beide natürlich nicht aus einer Boutique stammen ... (Steigt auf die Bühne und geht auf das Deckenlicht des Hutes zu.) Gibst du diesem alten Seebären die Hand? (Bietet ihm seine Hand an, zögert und zieht sie zurück.) Ich ... (Trinkt.) Ein Seemann ohne Schiff ... und du, der große Reeder. Pah! (Mit Härte) Ich weiß, dass du diesen Beruf gewählt hast, um mich herabzusetzen... ich weiß es. Du zerstörtest deine Seele, um höher und immer höher zu steigen und um zu beweisen, dass dein Vater höchstens eine Krabbe war... (Seufzt) Immer hast du mich klein gemacht... (Denkt nach) Nein, mein Sohn, wir sind nicht aus dem selben Holz geschnitzt... (Pustet in die Flasche und ahmt das Rauschen des Meeres nach.) Hörst du? Ich trage die See im Herzen und du in der Brieftasche. Ja, ich liebe das Meer, und du benutzt es... Du benutzt alles... (Pause) Du warst kaum ein Dreikäsehoch, da hast du schon literweise mein Haarwuchsmittel verschwendet... Wolltest du, dass dein Vater eine Glatze bekommt, he? (Holt aus der Tasche eine Handvoll bekritzelter Blätter.) Schau... (Zeigt sie.) Schau diese Zettel an, auf denen du geübt hast, meine Unterschrift nachzuahmen... bis du sie drauf hattest... meine Schnörkel! Was hattest du vor? Wolltest du in der Stunde meiner großen Entscheidungen an meine Stelle treten? (Pause, sein Schiffbruch fällt ihm ein.) Ich wollte ... ich wollte mich einschiffen, man sagte mir, dass der Tanker Eigentum war von ... ich habe Abstand genommen, ja, das ist es, Abstand genommen. Nicht alles im Leben ist eine Frage des Einschiffens, glauben Sie nicht, Chef?

(Die Maske legt die Hand an die Mütze, in einer ungeschickten militärischen Geste, grüßt seinen Sohn und macht einige betrunkene Schritte in den Halbschatten, beendet damit das Fragment aus dem „Kühlschrank“. Dann verwandelt sich der Schatten in die Rolle eines entrüsteten Chino Valdés.)

Ich bin fast eingeschlafen! Ich mag diese Typen mit Maske nicht ... Chino, das menschliche Individuum ist eine Sammlung von Masken ... Was zum Teufel habe ich gesehen? Vielleicht das Theater des Lebens im Off... Ich ziehe die Bühne auf der verdammten Straße vor. (Pause) Chino, was haben Sie gegen die Avantgarde? (Pause) Wollen Sie damit andeuten, dass ich nichts von diesem dilettantischen Stück verstanden habe... (Zieht den Koffer auf eine Seite, als ob es sich um einen Sessel handelte.) Wissen Sie, was Ihr Problem ist, Chino? Sagen Sie es mir. Dass Sie aus den Quellen einer risikolosen Ästhetik trinken... (Pause) Ich trinke nur Whisky. Ich meinte nicht... Bah, bah, ich habe mich gelangweilt ... (Pause) Wir sollten uns ein wenig amüsieren ... Woran denken Sie? Machen wir eine Sause, ja, gehen wir einen heben. Leisten wir uns was. Warum gehen wir nicht nach Harlem? Ich würde gern Jazz tanzen ... (Ein Rhythmus ertönt, er tanzt.) Ich, Herr Cossa, bevorzuge Spanish Harlem...(Andere Musik ertönt, er tanzt weiter.) Salsa ... das ist es... (Pause) Gut, Chino, aber lassen Sie es sich nicht einfallen, die Zeche zu prüfen... Schurke!

(Salsarhythmen ertönen. Reynaldo Cossa nimmt eine Flasche, trinkt anfangs mit einer gewissen Andacht und macht ungeschickte Tanzschritte. Schließlich fällt er in eine Art Rausch; ohne die Flasche abzusetzen, ruft er mit leicht betrunkener Stimme:)

Was für berauschende Laserstrahlen, was für höllische Dezibel ... (Anderer Ton) Andauernd beklagen Sie sich ... Sehen Sie dieses Mädchen? Eine Rothaarige, wie gemacht für eine nächtliche Orgie ...Sie hat mir zugelächelt. Und was will sie? Chino, Ihre Partnerin ist ein karibischer Traum ... Tanzen Sie mit der Rothaarigen und belästigen Sie mich nicht ... Verzeihung, aber wo doch eine paradiesisch-erotische Mulattin hier ist... Kommen Sie mir nicht mit Literatur! Chino, der Schlagzeuger hat mir zugezwinkert... Und Sie haben mir auf den Fuß getreten, können Sie keine Merengue tanzen? Nun mache ich schon mal einen auf Nachtschwärmer und... Aber wie tanzen Sie denn? Sie erregen Aufsehen ... Das kenne ich nicht ... Mir wird schwindlig, alles dreht sich, ich komme aus dem Rhythmus ... Also wirklich, man kann mit Ihnen nirgendwo hingehen ... Wow! Was für ein Beat... Als würde man in den Äther geschossen... Es ist das Fest der galoppierenden Knochen ...! Nein, ich habe nichts mit Ihnen zu tun... Man soll sich nicht so anstellen ... sage ich ... Ich kenne Sie nicht. Ich bin die Salsa-Ente Donald... Und was jetzt? Also, wenn Sie Ihre Puppe zu einem Glas einladen, achten Sie auf die Preisliste ...(Anderer Ton) Schurke! Mein Kopf dreht sich ... (Schweigen) Gehen wir raus, laufen wir ein bisschen ...Klar doch, so ein karibischer Rhythmus und so eine Sauferei ... (Pause) Kommen Sie, atmen Sie tief durch, ja, genau so ... (Pause) Da kommt ein freies Taxi ... (Mit dem Koffer wird das Innere eines Autos dargestellt. Betrunkene Stimme) Was für ein Rütteln, gehen Sie nicht so wild mit dem Gaspedal um ... Was passiert jetzt? Nichts, nur dass der Taxifahrer und der Fahrer des Touristenbusses sich an der Ampel beschimpfen ... Und warum diese Verfolgungsjagd, Chino? Der Typ aus dem Bus weiß wohl nicht, dass in diesem Auto der Virtuose mit den langen Fingern sitzt... (Pantomime der nächtlichen Verfolgungsjagd geht weiter. Abschließendes Bremsen. Reynaldo Cossa steigt aus dem Taxi.) Oh, dieses absurde New York! (Pause) Ein Spaziergang wird meine Nerven beruhigen ... Und wenn wir uns auf diese Bank setzen? Los! Noch immer joggen Nachtschwärmer auf dem Washington Square ... (Pause) Setzen wir uns... Washington auf seinem Sockel flößt mir Mut ein ... Gut. Nun zur Sache! Die Stunde ist gekommen, sich zu verabschieden ... (Pause) Chino, ich war so allein, es ist lange her, dass ich mit jemandem ausging, der ... Sie übertreiben; die Einsamkeit, sagte einer von diesen vornehmen Experten, ist eine Form, mit dem anderen zusammen zu sein ... Daran habe ich nicht gedacht ... Man wird nicht zum Opfer ... Es war eine Schwäche. Ein anderer intellektueller Dandy hat behauptet, so verlassen ich auch bin, meine Einsamkeit wird doch von den Gestalten der anderen bevölkert ...Donnerwetter, Chino, das ist mir noch nicht eingefallen! ...Es ist eine Gemeinheit, als Opfer durchs Leben zu gehen ... Tut mir leid. Ich habe auch sagen hören, dass man niemals auf dieselbe Art allein ist. Wie Recht Sie haben ... Und man hat mir geflüstert, dass Alleinsein nicht nur die Abwesenheit von Gesellschaft ist ... Sie bringen mich ganz durcheinander. Aber was haben Sie gedacht? Dass ein Straßendieb nur am Geld seiner Kunden interessiert ist? Oh nein, ich weiß, dass Sie auch ein Herz haben ... Wirklich? Ach, das hat mir noch nie ein Kunde gesagt... Seitdem wir uns ... begegnet sind, habe ich gemerkt, dass Sie, Chino, ein urbaner Utopist sind ... Ich? Ich habe mir gesagt: Reynaldo Cossa, wenn ein Träumer aus Manhattan die Minute nicht umwandeln kann, die vorüber rinnt, tut er es mit der fremden Brieftasche ... Das haben Sie von mir gedacht? Ich sagte mir: Tausche seinen Revolver gegen eine Waffe des Gewissens und du hast einen guten Freund an deiner Seite... Sie sagen das auf eine Art ... Sie haben sich in mein Leben gedrängt, ich habe Sie liebgewonnen... (Gähnt) Sie sind müde, was? Ja. Schließlich ... (Baut mit dem Koffer eine Parkbank.) Strecken Sie sich auf der Bank aus, legen Sie Ihren Kopf in meinen Schoß und machen Sie ein Nickerchen. (Gehorsam) Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll ...Jetzt würden Sie sicher gern ein Lied hören. (Mit geschlossenen Augenlidern) Also wirklich, Sie bewegen sich in den geheimsten Winkeln der Seele wie niemand sonst ... Was für Jazz mögen Sie? Vielleicht den Duke? Duke Ellington? Ich bin ganz versessen auf ihn... (Summt und imitiert Ellington auf seine Weise.) Was für eine Stimme, Chino, was für eine Stimme. (Seufzt vor Behagen) Hören Sie nicht auf zu singen, bitte, nicht aufhören ...

(Sein Angreifer gehorcht, etwas später schweigt er plötzlich.)

Das ist schön ...! (Richtet sich auf.) Ist was passiert? Nur, dass ich nicht Ihr Kindermädchen bin... Ich habe geglaubt, dass mich ein Vorstadtengel aus Harlem in den Schlaf wiegt ... Diese Musik und eine so sanfte Stimme ...(Aggressiv) Ich bin ... Denken Sie daran, ich wollte Ihnen nur meine Hand reichen ... (Besänftigt) Man hat mir nie beigebracht, die Hand eines Freundes zu drücken ...Ist das wirklich so, Chino Valdés? Wie das Leben selbst, Reynaldo Cossa. Nun ja, sehen Sie ... (Zögert und streckt seine Hand aus.) Was zum Teufel tun Sie? Ich biete Ihnen meine Hand an ... Wenn ich sie ausstrecken würde ... Mut ... würde ich verlieren... Sie würden nichts verlieren. Es würde meinen Ruf ruinieren. Das ist unvereinbar ... Wissen Sie, wie viel Zeit es mich gekostet hat, mir einen Namen zu machen, hier mitten in Manhattan? Sie? Einen Namen? Sie unterschätzen mich, Amigo ... Ich habe meine Hand angeboten. Sie vergessen, dass Sie es mit dem Virtuosen zu tun haben ... Ja, sicher ... Diese Unterhaltung ist nun zu Ende. Sie sind ein seltsamer Kumpel, Chino ... Sagen Sie nicht, dass Ihnen unsere Trennung schwer fällt... Entschuldigung ... Es wird vier Uhr morgens sein ... Ich ... würde mich nicht so schnell verabschieden... Aber ich schon... (Pause) Es ist nun an der Zeit, den Raubüberfall zu vollenden ... Geben Sie mir alles, was Sie da drin haben ... Alles? Bis auf den letzten Cent ...Aber ... Los jetzt, ich habe Sie in der Wall Street beobachtet, ich habe Sie durch die Fenster der Bank gesehen, am Abholschalter ... und ich sah Sie mit prall gefüllten Taschen wieder herausgekommen ... genau so wie sie jetzt sind ...zum Bersten voll! Sie werden sehen, ich ... Wollen Sie Ärger mit meiner Pistole? Aber ... Alles! Geben Sie es mir! Was ist das? Na, alles. Alles? Das ist ein nagelneuer Ein-Dollar-Schein. (Seufzt) Ich bin in einer Krise ... Ich ging zur Bank und hob den letzten Dollar von meinem Konto ab ... Und was die Taschen betrifft ... Sie sind voll mit ... Minigedichten ... (Pause) Zeigen Sie her, wie viele sind es ... Sie passen nicht in meine Hände, Gedichte, bloß Gedichte... Hm, ich kann nichts anderes, Chino ... Ich war verzweifelt und wollte abhauen, weg von dieser großen Kugel, die durch den Kosmos saust ... Ich habe an alles gedacht! Und dann kamen Sie ... Na ja, soll ich Ihnen mein letztes Werk vorlesen? Vielleicht Die Irre vom Washington Square?

(Allmählich wird das Licht schwächer, die Bühne ist dunkel, wenn das Lied zu Ende ist.)

Lied von der ”Irren vom Washington Square”

Ein Mädchen mit mondsüchtigen Augen / joggt an der blauen Grenze eines Traums / und ein Krankenwagen / mit zornigen Polypenaugen / jagt sie in die Ferne. / Lasst sie, es ist die Irre vom Washington Square, / mit schwarzem Pulli / und Harlekinsstrümpfen. / Seht Ihr sie nicht laufen / unter den Grimassen der Werbeplakate? / Vergesst sie. / Sie ist ein vorbeiziehender Mond, / der durch sein Utopia wandelt / auf einer Reise ohne Rückkehr. / Farbige Penner / gucken sie an, ohne sie zu sehen. / Sie ist die flüchtige Elfe / eines weißen Harlem, / das nicht an der Börse gehandelt wird. / Lasst sie. / Kopfhörer / kleben an ihren Ohren / und begleiten ihren Irrweg / mit Computergeigen. / ”Ich werde mich umbringen.” / Thanks very much / antwortet ein eiliger Reisender / in rauchfarbenem Smoking. / Sie reist mit ihrem Schatten und leuchtet / wie eine nächtliche Sonne, / die Taube ohne Flügel / vom Washington Square.

Endgültige Dunkelheit